Der Sittenzerfall in Baden war den Zürchern ein Dorn im Auge
Hoch über der Stadt Baden sitze ich auf dem Schloss Stein. Mein Blick schweift von der Hochbrücke über die Altstadt zum Bahnhof und dahinter zur kleinen reformierten Kirche.
Diese Kirche wurde im zweiten Villmergerkrieg mit Steinen der Festung Stein aufgebaut, nachdem sie von den refomierten Zürchern geschleift wurde.
Das ehemalige Habsburgerschloss und Bibliothek der Habsburger wurde bereits 1415 schon mal bis auf die Grundmauern durch die Eidgenossen zerstört und wurde 1665 auf Beschluss des Badener Stadtrates erneut zur Festung aufgebaut. Dies sehr zum Missfallen der Zürcher, welche daraufhin ein mehrjähriges Verbot der Badenfahrten verordneten.
Die Badenfahrt war zu jener Zeit eine lustvolle Kur für Körper und Geist. Eine willkommene Flucht für viele Zürcher aus dem erzkonservativen, protestantischen Zürich mit den vielen Sittenvorschriften. Baden war auch Tagsatzungsort der alten Eidgenossenschaft und die Sitzungen wurden in Baden immer als willkommene Gelegenheit für ausgedehnte Badekuren von vielen irdischen und geistliche Würdeträgern genutzt – schön Dargestellt auf einem Bronce-Relief in der Türe zum Tagsatzungssaal in Baden.
An der Tagsatzung wurden aber auch sehr wichtige Entscheide der Eidgenossenschaft gefällt. So wurde unter anderem 1505 die Gründung der Päpstlichen Schweizergarde an einer Sitzung in Baden beschlossen.
1712 wurde Baden dann durch die Zürcher und Berner belagert und beschossen. Die Badener konnten ihre Haut damit retten, dass sie den Siegern die Stadtkasse aushändigten und die Burg bis auf die Kappelle selber zerstören (schleifen) mussten.