Der Name “Egelsee“
Der See, der nach der Sage an der Stelle des einstigen, versunkenen Schlosses “Bauernweh“ liegt, heisst Egelsee. Der Name soll für alle Zeiten kundtun, dass der damalige Ritter Riko in dieser Gegend viel unschuldig Blut vergossen hatte. Man sagt, es wimmle in diesem Gewässer von Blutegeln, was der Beweis sei für den blutrünstigen Gesellen.
Eine andere Ansicht geht dahin, der Name sei dem zahlreichen Bestand an Egelfischen zuzuschreiben, welche die Mönche des benachbarten Klosters Wettingen für ihren Fastentisch besonders schmackhaft gefunden haben.
Auch vom Nägelisee hört man reden, weil er die Stadt Nägeli verschlungen habe, die hier gestanden haben soll.
Nägelisee soll er aber auch heissen, weil an seinen Ufern viele wilde Nelken zu finden sind.
Noch heute ist das Gebiet um den Egelsee für seine Artenvielfalt bekannt. Durch die Enge Verzahnung von offenen und bewaldeten Lebensräumen finden hier seltene Arten wie die Ringelnatter, Erdkröte, die gestreifte Quelljungfer, der Schwarzspecht sowie verschiedene Fledermäuse und Schmetterlinge ein schönes Zuhause. Das Gebiet um den Egelsee ist eines der grössten Naturwaldreservate im östlichen Teil des Kantons Aargau und gehört zur Ortsbürgergemeinde Spreitenbach und dem Staat Aargau. Das Ried weist zahlreiche geschützte und zum Teil stark gefährdete Pflanzenarten auf, wie z.B. Fieberklee, Wollgras, diverse Orchideen sowie Kuckuckslichtnelken. Im ganzen Schutzgebiet (inkl. Wald) sind über 230 verschiedene Pflanzenarten bestimmt worden.
Sagen um den Egelsee
Auf der Höhe des Heitersberges liegt ein anmutiges, verträumtes Seelein. Es ist der Egelsee. In dem klaren Wasser spiegelt sich der alte Wald, und in die tiefe Stille hinein schmettern die vielen Vögel ihre Jubelrufe. Hie und da flattert eine aufgescheuchte Wildente über den Spiegel hinweg, berührt mit jedem Flügelschlag die Wasserfläche und hinterlässt damit zwei Reihen von Kreisen, die sich gegenseitig verschlingen, um schliesslich wieder in sich zusammenzufallen.
Hier soll vor urdenklicher Zeit ein Schloss gestanden haben. Andere meinen es sei ein Herrenkloster gewesen. Man hiess es “Bauernweh“, weil es den Bauern der Gegend viel Unglück und Jammer gebracht hat. Sein Besitzer hiess Riko (man findet auch den Namen Niko). Er soll die Bewohner des Limmat- und Reusstales unbarmherzig gedrückt und ausgesogen haben. Täglich zog der Ritter mit einer Schar von Knechten und grossen, bissigen Hunden durchs Land und kehrte am Abend mit schwerem Raubgut auf sein Schloss zurück. Wer ihm den Zins und den Zehnten zu bezahlen vergass oder nicht leisten konnte, den liess er in die Gewölbe seiner Burg werfen.
Als die gewalttätigen Unholde wieder einmal aus dem Reusstal heimkehrten, kamen sie zum Hof einer armen Witwe, die just den Zins nicht rechtzeitig bezahlen konnte, denn sie hatte für ihre sieben Kinder zu sorgen und ihre Einkünfte waren sehr dürftig. Die Meute hielt an und der Vogt wollte den Zins haben. Vergeblich flehte das Weib um Geduld und Nachsicht. Der Vogt liess kein Erbarmen aufkommen. Die Knechte packten Hab und Gut der Armen zusammen und trieben die Frau samt ihren Kindern aus dem Haus und zündeten es an. Nur eine Handvoll Mehl wollte die Mutter noch mitnehmen für einen Brei für ihr Jüngstes. Da riss der Wüterich ihr das Kind aus den Armen und warf es in die lodernden Flammen. “Nun braucht es keinen Brei mehr“, höhnte der Vogt und sprengte mit seinem Gefolge davon.
Die zu Tode betrübte Mutter kniete in ihrem namenlosen Elend vor dem brennenden Hof nieder und flehte den Himmel um Rache an; stammelnd vor Schmerz rief sie: “Wenn nume de Donner di und dini Burg in Bode ie verschlüeg!“
Der Himmel hatte die Wehrrufe der unglücklichen Mutter gehört. Noch in derselben Nacht erhob sich ein furchtbares Ungewitter und entlud sich über der Gegend; es regnete Blitzschläge auf das Schloss herab, und unter gewaltigem Krachen versank es mit Mann und Maus hundert Klafter tief in den Agrund hinein. Anderntags lag an der Stelle, wo die Burg gestanden hatte, ein tiefer, schwarzer See.
Die Geister am See
Ist der See besonders klar, dann kann man tief unten die Ziegel des versunkenen Schlosses erkennen. Der Vogt und seine Hunde geistern noch immer in der Gegend.
Die bodenlose Tiefe
Vom Egelsee sagt man, seine Tiefe sei unergründlich, obwohl seine Tiefe schon auf neunzig Fuss gemessen worden sei.
Zwei Männer aus dem Sennhof wollten sich hierüber Gewissheit verschaffen. Sie knüpften zehn Schnurknäuel , jedes zu hundert Ellen Länge, aneinander, hingen einen Senkstein daran und fuhren dann in einem Boot bis in die Mitte des Sees hinaus, wo sich das Lot in der Tiefe des Wassers verschwinden liessen. Doch die Schnur reichte nicht aus, der Stein zog immer weiter nach unten und bereits fing der Kahn an zu sinken. Da vernahmen sie von der gegenüberliegenden, senkrecht abfallenden Felswand des westlichen Ufers eine warnende Stimme, augenblicklich dem Ufer zuzurudern und den See in Ruhe zu lassen, sonst sei es um sie geschehen. Wohl oder übel folgten sie dem Ruf und verliessen unverrichteter Dinge den See.
Die unheimliche Stimme
Der See war früher doppelt so gross wie heute. Auf Anordnung des Ritters, der oberhalb des Sees hauste, sollte er gemessen werden. Die Knechte fuhren auf den See hinaus, um ihre Aufgabe zu lösen. Aber, o weh! Aus der Tiefe des Sees rief eine Stimme: “Misst du mich, so friss ich dich!“ Kaum war dies gesprochen, verschwand das ganze Schloss samt Ritter in der Tiefe des Wassers. Von diesem Augenblick an getraute sich niemand mehr, diesen See zu messen, wie tief er sei.
Die Ruine Kindhausen
Ritter Riko und seine Untaten sind zwar nicht aktenkundig, doch zumindest weist die sagenhafte Burg auf die historisch verbürgte Burg Kindhausen hin. Diese wurde in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts von den Rittern von Schönenwerd erbaut, fiel aber bereits um 1200 einer Feuersbrunst zum Opfer. Die steinernen Überreste auf dem steilen Hügel mitten im Heitersberger Wald zeugen still von den alten Zeiten. Und manchmal, wenn der Wind leicht durch die Baumkronen streicht, glaubt man hinter dem Rascheln der Blätter Pferde schnauben, Hufgetrampel und das Klirren von Kettenhemden zu vernehmen. Blickt man jedoch genauer hin, sieht man nichts als Wald und Dickicht und, vielleicht, einen Fuchs, der sich grad in die Büsche schlägt
Die Ruine der Burganlage Kindhausen zeigt, dass dieses Gebiet tatsächlich von Rittern bewohnt wurde. Die Burg wurde auf einer markanten Erhebung im Süden des Schutzgebietes erbaut und kann besichtigt werden.
Die Sage vom Egelsee
Winter am Egelsee
Dies ist ein Herbsttag….
(Quellen: www.spreitenbach.ch www.bergdietikon.ch Schweizer Familie 23/2011)